Carl-Heinrich Rappard

Carl-Heinrich Rappard

Carl-Heinrich Rappard

Zukunft braucht Herkunft. Im Rahmen einer Serie setzen wir uns daher mit unseren Wurzeln auseinander. Wir beleuchten Persönlichkeiten und Umstände, die für unsere Gründerzeit prägend waren. Teil 3 widmet sich dem zweiten Leiter der Pilgermission.

Innert 37 Jahren war Carl-Heinrich Rappard mitbeteiligt an über 60 Gemeindegründungen. Der damalige Leiter des Chrischona-Werks hatte 1869 den ersten Missionar in die Schweiz ausgesandt. Wenige Wochen vor seinem Tod eröffnete Rappard im Thurgau das 62. Vereinshaus. Damit ist Carl-Heinrich Rappard der geistliche Vater unseres Movements.

Angefangen hat diese explosionsartige Gemeindegründungsbewegung gegen Ende des 19. Jahrhunderts, durch eine tiefe Krise im Leben einiger christlichen Leiter. Rappard war damals Leiter der Pilgermission und einer derjenigen, der an der Oberflächlichkeit der Christen litt. Die Sehnsucht nach neuer voller Hingabe und Ausrüstung mit dem Heiligen Geist prägten sein Leben. Er schrieb damals (Rappard Dora 1910:29):

«Herr lass uns Leute werden, wie es die ersten Diakone waren: Männer voll Glaubens und Heiligen Geistes.»

Rappard war ein sehnsüchtiger Mann, der den Segen Gottes suchte, der bereit war, alles zu tun, damit Gott wirken kann. Und er litt darunter, wenn Menschen im Glauben unentschlossen und lau waren. Er betete regelmässig kniend vor Gott und bat um das Wirken des Heiligen Geistes.

1874 nahm er mit seinem Schwager an der Erweckungskonferenz in Oxford teil, an welcher 3000 Teilnehmer innere Erneuerung suchten. Obschon die meisten dort bereits engagierte Christen waren, hatten sie ein inneres Verlangen nach mehr Freude an Gott und nach mehr Verwirklichung des Reiches Gottes.

Nach einer intensiven Konferenzzeit der Hingabe und der Busse erlebte Rappard während einer Nacht ein neues Aufatmen in der Gegenwart Gottes. Er schreibt (Rappard 1875:9):

«Ich muss es freudig bezeugen, dass ich einmal auf meinem Lager während mehrerer Stunden der Nacht nichts anderes tun konnte, als den süssen Vaternamen in meinem Herzen zu bewegen. ⦋…] Ein seit der ersten Liebe schmerzlich vermisster oder auch wohl noch nie gekannter Friede mit einem freudigen Gefühl der Nähe eines versöhnten Gottes erfüllte die Herzen.»

Für viele Teilnehmer war diese Begegnung mit Gottes Gnade und Liebe eine Antwort auf die Suche nach einer inneren Erneuerung durch Gottes Geist. Rappard schreibt später darüber in der Schrift «des Christen Glaubensweg» (1875:11/Bd1):

«Das auf den Altar gelegte, lebendige Opfer empfängt das Feuer von Gott.»

Reich mit diesen wertvollen Erkenntnissen reiste Rappard zurück in die Schweiz, wo er auf St. Chrischona ähnliche Erweckungsveranstaltungen durchführte, die ebenso zu neuer Hingabe und Erweckung unter den Studenten führte.

Rappards Berichte über seine Erfahrungen öffneten überall in der Schweiz die Türen. Eine geistliche Erweckung begann viele Menschen zu erfassen, sowohl Christen wie Nichtchristen. Rappard war einer der ersten, der in Basel Evangelisationsveranstaltungen einführte. Er wollte möglichst viele Menschen zu einer Begegnung mit der Kraft und Gegenwart Gottes einladen. 1875 mietete er ein altes Zirkuszelt für ein paar Tage zum Thema «Helle Wochen», um dort mit O. Stockmeyer, E. Schrenk, A. Vischer und J.J. Riggenbach zu evangelisieren. Rappard sagt später zu seiner Frau, dass Menschen zu Jesus rufen «meine Lust» ist (D. Rappard 1919:41). Er führte tatsächlich viele Menschen zu einem lebendigen Glauben und begann eine intensive Reisetätigkeit als Evangelist in der Schweiz und in ganz Europa.

Die Motivation für seine Berufung fasst er folgendermassen zusammen (1877:222/Bd3):

«Der versöhnten Seele zu bezeugen, wie sie in Wahrheit durch völlige Übergabe und völligem Glauben bis zu dem persönlichen Jesus hindurchdringen solle, um dann an dieser Quelle aller Segnungen und aller Heiligung zu bleiben, auch mitten in der Unruhe des irdischen Lebens.»

Diese Erneuerungsbewegung verbunden mit evangelistischen Aktivitäten in der ganzen Schweiz brachte einen geistlichen Aufbruch. Nicht nur Rappard, auch andere Leiter und Pastoren erlebten eine Erweckung und erzählten davon. Die Hingabe, die Neuausrüstung mit dem Heiligen Geist war der Anfangspunkt einer flächenartigen Erweckung in der Schweiz. Viele Gemeinden wurden gegründet. Chrischona Gemeinden entstanden zuerst im Thurgau, dann in der Westschweiz und im Aargau.

Ich habe mich gefragt, warum gerade zu dieser Zeit eine solche Erweckung Fuss fassen konnte. C.H. Rappard gibt uns dazu einen entscheidenden Hinweis, der das Empfinden der damaligen Zeit widerspiegelt. Er schreibt über seine erste Zeit im Dienst für Gott, noch bevor er in Oxford die innere Erneuerung erlebt hat (CGW 1875:4/Bd1):

«Ich bin überzeugt, dass Tausende von gläubigen Christen mich verstehen werden, wenn ich sage, dass ich seit meiner Bekehrung zum Herrn und einer zehnjährigen Arbeitszeit als Zeuge des Evangeliums, oft schmerzlich den Mangel an innerer Heiligung vermisste.»

Warum wohl? Pietisten waren eifrige Leute, Umsetzer der biblischen Wahrheiten, Bibelkenner, die ihren Glauben praktisch umsetzten, aber ihre «Arbeit für den Herrn» liess der Innerlichkeit zu wenig Platz. Auf dem aktivistischen Boden des Pietismus wirkte die Entdeckung der Liebe von Jesus und der Gegenwart des Heiligen Geistes wie frische Luft für die müden Arbeiter. Ein Aufatmen ging durch die Reihen, vor allem deshalb, weil nicht nur Christus wortreich in den Mittelpunkt gestellt wurde, sondern seine Kraft und seine Gegenwart die müden Herzen tatsächlich berührte und erneuerte.

So ist es! Das Chrischona Movement in der Schweiz wurde durch begeisterte Anhänger von Jesus und das Wirken des Heiligen Geistes gegründet. Wir sind entstanden aus einer Jesusbegegnung und einer Geist Gottes Bewegung! Was heisst das für heute?

Stefan Fuchser

Stefan Fuchser

Regionalleiter Romandie/Basel/Ticino und Leiter Gemeindepflanzungsteam

Stefan ist verheiratet mit Prisca und hat drei erwachsene Kinder. Er ist für die flächenmässig grösste Chrischona-Region zuständig und macht sich in unserem Team für Gemeindegründungen, Weiterbildung der Pastoren und die Mehrsprachigkeit unseres Movements stark.

Christian F. Spittler

Christian F. Spittler

Christian F. Spittler

Zukunft braucht Herkunft. Im Rahmen einer Serie setzen wir uns daher mit unseren Wurzeln auseinander. Wir beleuchten Persönlichkeiten und Umstände, die für unsere Gründerzeit prägend waren. Teil 2 beleuchtet den Gründer der Pilgermission.

Es war der 8. März 1840, genau vor 180 Jahren, als Spittler gemeinsam mit dem Schreinermeister Epple und seiner Adoptivtochter Susette in dem zerfallenen Kirchlein St. Chrischona betend niederknien, um das verwahrloste Gotteshaus als Ausgangspunkt ihres kirchlichen Start-Up-Unternehmen zu weihen.

Genau genommen war es bereits der mindestens vierte Versuch eine Pilgermissionsanstalt für Handwerker ins Leben zu rufen, nachdem Spittlers Anläufe in Kandern, Grenzach-Wyhlen (ehemaliges Kloster Himmelspforte) und Riehen gescheitert waren. Dieses Mal allerdings zündete seine innovative Idee, dass man auf St. Chrischona erstmals praktische Handwerker biblisch-theologisch ausbildet, damit diese anschliessend als wandernde Pilgermissionare und Bibelkolporteure national und international auf Reisen geschickt werden, um Menschen auf Jesus Christus hinzuweisen.

Frei nach dem Motto: «Global denken und lokal handeln, gründete Spittler ca. 30 sozial-christliche Unternehmen, die durch verschiedenste Aussenstationen auf mehreren Kontinenten breit verteilt aufgestellt waren. So hatte Chrischona bereits Ende des 19. Jahrhunderts mitunter «Filialen» in Texas, Israel, Russland, Deutschland, Jugoslawien, Äthiopien und China.

Obwohl Spittler als überzeugter Nichtraucher galt, lautete sein Credo:

«Was hilft’s, wenn wir beim warmen Ofen und einer Pfeife Tabak die Notstände der Zeit bejammern, Hand anlegen müssen wir, und sei es auch ganz im Kleinen.»

Wie bescheiden der ideenreiche Tausendsassa dabei über sich selbst und seine innovativen christlichen Projekte urteilte wird an folgendem Zitat deutlich:

«Der Herr hat nebenbei bewiesen, dass er auch das Nichts, (das) gar Nichts aus grosser Gnade zu etwas machen will und kann.»

Auch wenn Spittler bei zahlreichen grösseren Start-Ups (Basler-Missionsgesellschaft, Schullehrer-Anstalt in Beuggen, Diakonissen-Anstalt in Riehen, Taubstummen-Anstalt in Beuggen, oder Kinderspital in Klein-Basel) beteiligt war, verlor er dabei den einzelnen Menschen und dessen Bedürfnisse nie aus dem Blick. Sein Mission-Statement definierte er mit folgenden Worten:

«Den Strom des Verderbens können wir zwar nicht aufhalten; aber unsere Sache ist es, einzelne aus demselben herauszuretten; und es gibt nichts Anziehenderes und Interessanteres als in dieser Weise für den Herrn zu arbeiten.»

Parallel zu seiner sozial-missionarischen Ausrichtung, dass Menschen erstmals von Jesus hören und ihnen sozial-diakonische Hilfe durch praktische christliche Nächstenliebe zu Teil wird, war es Spittler auch ausserordentlich wichtig, dass Christen nicht wieder «rückfällig» werden, und sich irgendwann von Glauben, Kirche und Bibel wieder verabschiedeten. Aus diesem Grund prägte und wiederholte Spittler bei vielen Gelegenheiten immer wieder den Slogan:

«Es ist nicht genug, durch das Evangelium die Heiden zu Christen zu machen, wir müssen auch sorgen, dass unsere Christen nicht wieder Heiden werden.»

Bei vielen Erfolgen, die Spittler immer wieder verzeichnen konnte, hatte er aber auch permanent mit Herausforderungen und Niederlagen zu kämpfen. Oft fehlte es an finanziellem Kapital für seine Projekte, oder man verweigerte ihm von höherer Ebene die Zustimmung für geplante Vorhaben. Immer wieder verliessen auch treue Mitarbeitende das Unternehmen und auch damals schon gab es eine Art kirchlichen Fachkräftemangel. Doch Spittler war nicht problem-, sondern stets lösungsorientiert. «Neue Not, neue Hilfe!», lautete seine Maxime. In jeder Krise, sah er zeitgleich auch eine Chance, in der sich Gottes unterstützende Grösse offenbaren kann.

«Wir wollen aber nicht sowohl auf die Schwierigkeiten als vielmehr auf die allmächtige Hilfe dessen sehen, dem alle Gewalt gegeben ist im Himmel und auf Erden.»

Durch sein aussergewöhnlich organisatorisches Talent und seine beziehungsorientierte Art hatte sich Spittler, als Sekretär bei der Basler-Missionsgesellschaft ein grosses Netzwerk an internationalen Partnern & kirchlichen Verbündeten aufgebaut. Allein seine schriftliche Korrespondenz umfasste ca. 25.000 Briefe. Heute hätte Spittler sicher viele «Follower» und «Freunde» auf sozialen Netzwerken, um sich mit Gleichgesinnten zu verbünden und über aktuelle Geschehen im kirchlichen Kontext informiert zu sein. Spittler war überzeugter Christ mit Unternehmensgeist, der stark an Allianzen interessiert war und sich bewusst in kirchliche Kollaborationen investierte. «Wo er auf echtes Christsein stösst, ist es ihm egal, ob die Leute Katholiken, Lutheraner oder Reformierte sind.» Schon vor 200 Jahren bemängelte er die kirchliche Zersplitterung und das christliche Silo-Denken, da es so viele wichtige Ressourcen absorbiert, um sich sozial-missionarisch und gesellschaftsrelevant zu investieren. «Ach, ich möchte Blut weinen, wenn Männer, von denen ich zuverlässig weiss, dass sie in Hauptpunkten einig sind, sich in untergeordneten Punkten streiten.»

Trotz seinem nie ruhenden Geschäftssinn und seiner permanenten Investitionsbereitschaft für neue christliche Start-Ups, war sich Spittler sehr bewusst, dass er lediglich als «Handlanger Gottes» und nur als ein Angestellter in Gottes Reich beschäftigt ist. Immer wieder musste er seinen eigenen Elan bremsen, um Gottes Absichten nicht «vorauszueilen». Die wirkliche Innovationskraft für seine Projekte bekam der Tausendsassa, allerdings nicht aus sich selbst heraus, sondern er formulierte Erfolge wie folgt:

«Wir müssen eben warten, bis sich eins ums andere entwickelt. Unser Glaube muss geübt und ins Gebet getrieben werden, eher er siegen kann.»

Welch ein «ideenreicher Tausendsassa und innovativer Start-Up Gründer» Spittler wirklich war, bringt die Todesanzeige eines Missionsblattes der Baslermission 1867 auf den Punkt:

«Als Sekretär der deutschen Christentumsgesellschaft gingen ihm durch die Korrespondenz und die persönliche Bekanntschaft mit vielen Gottesmännern erst recht die Augen auf über das unermessliche Elend der Menschheit und über die Liebe und Kraft Gottes und Jesu Christi. Dies ergriff er mit fester Glaubenszuversicht und tatkräftiger Liebe; und hingebungsvoll, furchtlos, in hohem Grad erfinderisch, unermüdlich, unwiderstehlich, wie er von Natur aus schon war, und durch Gottes Gnade immer mehr wurde, schritt er nun an die Gründung einer menschenfreundlichen und christlichen Anstalt nach der anderen: Pläne sinnend, Freunde für sie suchend und gewinnend, Gelder sammelnd, Komitees organisierend; wenn die Sache im Gang, sich zurückziehend; wenn sie ins Stocken geraten wollte, wieder hervortretend und abermals verschwindend, aber bis ins hohe Alter und bis aufs Sterbelager die Überzeugung festhaltend, immer noch mehr könne und solle und müsse geschehen für das Heil der Verlorenen, und das sei sein von Gott ihm angewiesener Beruf.»

Christian Friedrich Spittler war ein begnadeter Netzwerker, ein Organisationsgenie und Meister im Sammeln von Spenden. Immer wieder suchte er nach Antworten auf die Not seiner Zeit. Sein Lieblingswerk wurde die 1840 von ihm gegründete Pilgermission St. Chrischona in Bettingen.

Christian Seitz

Christian Seitz

Regionalleiter Mitte

Christian lebt in Zug, ist verheiratet und hat drei Kinder. Zur Region Mitte gehören Gemeinden in den Kantonen Aargau, Bern, Luzern, Schwyz, Uri, Zürich und Zug. Seine Leidenschaft gilt den Zweirädern, motorisiert oder nicht.

Die herausfordernde Gründerzeit

Die herausfordernde Gründerzeit

Die herausfordernde Gründerzeit

© Alessandro Gallo / CC BY-SA

Zukunft braucht Herkunft. Im Rahmen einer Serie setzen wir uns daher mit unseren Wurzeln auseinander. Wir beleuchten Persönlichkeiten und Umstände, die für unsere Gründerzeit prägend waren. Teil 1 widmet sich den Umständen, in die hinein die ersten Gemeinden gegründet wurden.

Wir leben in einer Zeit zahlreicher gesellschaftlicher, ethischer und politischer Herausforderungen. Vergessen wir dabei nicht: In solchen Zeiten und für solche Zeiten wurden die ersten Chrischona Gemeinden gegründet.

Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts war in der Schweiz eine Zeit mit enormen Herausforderungen: 1847 kämpften im Sonderbundskrieg Schweizer auf Schweizer Boden gegen Schweizer. 1848 wurde der Staatenbund Schweiz in einen Bundesstaat umgewandelt. Diese politische Errungenschaft musste in den folgenden Jahrzehnten verdaut, eingeübt und gefestigt werden. 1871 floh die französiche „Bourbaki-Armee“ mit 87‘000 Mann vor den Deutschen in die Schweiz, was grosse Anforderungen mit sich brachte.

Die Industrialisierung förderte eine starke Landflucht, Umverteilung und Zunahme der Bevölkerung. Durch den Bau des schweizerischen Eisenbahnnetzes wurde der Transport von Waren und Personen revolutioniert. Gleichzeitig mussten bis 1877 aufgrund der tiefen Löhne oft auch Frauen und Kinder bis zu 90 Stunden pro Woche arbeiten. Es war eine Zeit des Aufbruchs und der Erfindungen, aber auch von grassierender Armut und moralischen Niedergängen.

1855 und 1867 wurde die Schweiz von Cholera-Epidemien heimgesucht, die jeweils mehrere hundert Tote forderten. Die Tuberkulose raffte im 19. Jahrhundert in Europa jährlich Hunderttausende dahin.

In einem Kulturkampf wurde der Einfluss der Kirche auf das neue liberal-säkulare Staatswesen eingeschränkt. Im Zuge des „Apostolikumsstreits“ wurde die Verpflichtung auf das Apostolische Glaubensbekenntnis in den evangelischen Landeskirchen in den 1870er-Jahren aufgehoben. Dies führte dazu, dass nicht-liberale Pfarrer und Gläubige (die sich nicht auf die aufkommend historisch-kritische, rationalistische Theologie einlassen wollten) sich von den Landeskirchen distanzierten und neue Gemeinschaften gründeten: Unter anderem ab 1872 Chrischona Gemeinden.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab der Glaube an Jesus zahlreichen Menschen wie dir und mir die Kraft, mit solchen Herausforderungen und Möglichkeiten umzugehen und konstruktiv auf sie einzuwirken. Ihre Zuversicht, weil sie an Christus glaubten, hatte Auswirkungen auf ihr Denken, Reden und Handeln. Sie verkündeten das Evangelium und legten praktisch Hand an.

Unsere Wurzeln liegen in einer Zeit, deren Herausforderungen nicht kleiner waren als unsere heutigen. In solchen und für solche Zeiten: Chrischona Schweiz.

Christian Haslebacher

Christian Haslebacher

Regionalleiter Ostschweiz und Vorsitzender

Christian ist verheiratet mit Annette, hat drei Kinder und lebt im Thurgau. Er ist neben seinem Job als Regionalleiter auch Vorsitzender des Leitungsteam von Chrischona Schweiz. Er liebt gute Diskussionen.

Auch ein Gottesdienst-Verbot wäre eine Chance

Auch ein Gottesdienst-Verbot wäre eine Chance

Auch ein Gottesdienst-Verbot wäre eine Chance

 © iStock.com/cordeschi, Bearbeitung: Josias Burgherr

Werden wir in den kommenden Wochen und Monaten unsere Gottesdienste weiterhin im gewohnten Stil durchführen können? – Dass wir uns heute, in Zeiten des Corona-Virus Covid-19, mit solchen Fragen auseinandersetzen, hätten wir noch vor wenigen Wochen kaum für möglich gehalten. Aber jetzt unterliegen unsere Gottesdienste ab einer gewissen Teilnehmerzahl staatlicher Bewilligungspflicht. Und wir sind aufgefordert, besonders gefährdeten Personen abzuraten, an unseren Gottesdiensten teilzunehmen. Wie können wir Gemeinde leben, wenn sich die Gemeinde (oder ein namhafter Teil davon) nicht mehr im gemeinsamen Gottesdienst treffen kann?

Wenn wir uns nicht mehr im Grossen treffen können, tun wir das, was die Gemeinde die letzten 2000 Jahre bis heute immer wieder tat: Wir treffen uns in Kleingruppen. Wenn sich die Gemeinde nicht im „Kirchenhaus“ treffen kann, trifft sie sich in „Hauskirchen“. Wenn sich die Gemeinde nicht zentral zu Gottesdiensten treffen kann, trifft sie sich dezentral zu Gottesdiensten. Dies kann je nach Situation die ganze Gemeinde betreffen oder besonders gefährdete Teile der Gemeinde.

Das ist nicht einfach eine Notlösung, sondern kann viel Positives bewirken!

  • Kleingruppenleiter/innen und andere Gemeindeglieder werden in der Wahrnehmung ihrer geistlichen Bevollmächtigung gefördert.
  • Einer gewissen Tendenz, als Nachfolger/innen Jesu die geistliche Selbstverantwortung an die Gemeinde und den Pastor zu delegieren, wird entgegengewirkt.
  • Beziehungen in Kleingruppen werden vertieft. Neue Kleingruppen werden gebildet und sofort intensiv gelebt. Die Tragfähigkeit des Kleingruppennetzes wird konkret erlebt und gestärkt.
  • Die Gemeinde wächst als Ganze in ihrer Mündigkeit, Bevollmächtigung und Agilität. Im Rahmen der Kleingruppen werden Begabungen entdeckt und gefördert.

Gottesdienste im kleinen Rahmen mit 2 bis 12 Personen können inspirierend sein:

  • Zeit der Anbetung mit Liedern und gesprochenen Gebeten:
    Liedtexte können über einen Fernseher oder Beamer projiziert oder auf Liedblätter gedruckt werden. Präsentationen und Liedblätter können von der Gemeinde zur Verfügung gestellt werden.
    Dies kann ganz ohne musikalische Begleitung geschehen oder mit Begleitung durch eine Gitarre, ein Klavier, CDs, Streaming, youtube-Videos oder Livestream beziehungsweise Aufnahmen der Gemeinde.
    Es könnte auch eine gute Erfahrung sein, Liturgieblätter mit Liedtexten und im Wechsel gelesenen Bibeltexten und Gebeten anzubieten.
  • Die Predigt kann in Bild und Ton aufgenommen und via Internet zur Verfügung gestellt oder per Livestream empfangen werden. Danach kann man sich als Gruppe darüber austauschen.
    Alternativ dazu kann man gemeinsam einen Bibeltext oder einen Abschnitt aus einem geistlich-theologischen Buch lesen und darüber austauschen.
  • Als Gruppe kann man füreinander beten, Eindrücke austauschen und sich gegenseitig segnen oder auch salben.
  • Vor oder nach solch „gottesdienstlichen Elementen“ kann man gemeinsam etwas Einfaches essen und so die Gemeinschaft pflegen.

All dies kann auch unter Einbezug von Kindern geschehen, wie ich dies selbst schon öfters erlebt habe. Zu all dem können Pastoren und Pastorinnen die KleingruppenleiterInnen entsprechend schulen, bevollmächtigen und ermutigen. Dadurch werden Pastoren und Pastorinnen noch ausgeprägter zu Multiplikatoren und Multiplikatorinnen, was sie ja sowieso sein sollen.

Dass wir uns nicht falsch verstehen: Ich bin ein Fan von inspirierend gestalteten Gottesdiensten als Gesamtgemeinde! Ich glaube, dass sie eine Ausstrahlung in unsere Gesellschaft haben können und dass geistliche Erfahrungen oft gemeinschaftliche Erlebnisse sind. Aber falls wir solche Gottesdienste für eine gewisse Zeit nicht erleben dürfen, können wir in dieser Situation Dinge fördern, die uns später, wenn wir uns wieder mit Freude gemeinsam treffen, immer noch gut anstehen werden.

Es gibt also keinen Grund, in Angst vor einer möglichen Auf-Eis-Legung unserer gemeinsamen Gottesdienste zu erstarren. Nein, falls es soweit kommt, liegt es an uns, trotz realen Herausforderungen die Chancen zu sehen und zu nutzen. So werden wir gestärkt aus dieser Situation hervorgehen – als Einzelpersonen, als Kleingruppen und als Gemeinden.

Christian Haslebacher

Christian Haslebacher

Regionalleiter Ostschweiz und Vorsitzender

Christian ist verheiratet mit Annette, hat drei Kinder und lebt im Thurgau. Er ist neben seinem Job als Regionalleiter auch Vorsitzender des Leitungsteam von Chrischona Schweiz. Er liebt gute Diskussionen.

Die Würfel sind gefallen

Die Würfel sind gefallen

Die Würfel sind gefallen

Credit: iStock.com/Mumemories

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„Die Gegenwart des Herrn öffnet Türen, die niemand schliessen kann.“

Diesen Satz haben wir als Leitung Schweiz bekommen, als wir Gott bewusst nach einem Wort für 2020 fragten. Zwei Bibelstellen stecken dahinter: Josua 5,13-15 und Offenbarung 3,7-8. Im Laufe des Jahres werden wir verschiedene Beiträge zu diesen Versen und diesem Satz veröffentlichen.

Am 10.Januar 49 v. Chr. überschritt der römische Heerführer Iulius Caesar mit seinen Truppen den Rubikonfluss mit diesen Worten «Alea iacta est». Die Würfel sind gefallen, wir marschieren Richtung Rom. Es gab kein Zurück mehr.

Ähnlich musste es Josua ergangen sein, als er mit den Trägern der Bundeslade den Jordan überquerte und Richtung Jericho marschiert. Kein Zurück mehr. Hinter uns die Wüste und vor uns der Kampf um das verheissene Land.

So ging es auch Mose am brennenden Dornbusch: Ein Ruf, eine Berufung Gottes zum Aufbruch in ein neues Abenteuer. Kein Schafehüten mehr in der Wüste, sondern mutige Schritte mit Gott in die Zukunft.

Und so geht es uns, allen, Chrischona Schweiz. Wir starten in ein Jahr der Neuorientierung und Vision. Wir verlassen das Vergangene zurück und wenden uns den Herausforderungen der nächsten Jahre zu.

Wenn wir dies tun, dann gibt es zwei wichtige Grundsätze:

  1. Nicht wir sind die grossen Helden der Zukunft, sondern unser Herr geht uns voran und bestimmt den Weg.
  2. Dort wo er uns offene Türen gibt, gehen wir hindurch.

Als Josua mit erhobener Brust und gestärkt nach dem erfolgreichen Durchgang durch den Jordan den ersten Schritt als starker Leiter Richtung Jericho machen wollte, begegnete ihm plötzlich ein Engel mit einem gezückten Schwert und stellte sich ihm vor als Befehlshaber über das Heer des Herrn (Josua 3,5). Josua, der Leiter, der Held, der Hoffnungsträger der Zukunft musste auf die Knie und sich seinem Gott und Herrn ganz ausliefern. Hingabe und Respekt vor Gott war die erste Bedingung für einen Gang in die abenteuerliche Zukunft. Volles Vertrauen auf Gottes Führung! Bereitschaft sich führen zu lassen, bevor man andere Leute führt. Nicht «ich bin der Leiter, sondern « er muss wachsen, ich aber muss abnehmen» (Joh 3,30). Der Erfolg von Jericho wurde auf diesem Prinzip des Hörens und Gehorchens aufgebaut. Das war eine erste Vorbedingung für eine gute Führung: Sich von Gott leiten zu lassen.

Leider für viele von uns nicht ganz einfach, denn auf Gott hören, bevor man entscheidet, ist ein schwieriger Weg für Macher, Umsetzer und Leiter. Aber Gott fordert uns heraus und fragt uns: Wollen wir in eine gemeinsame Zukunft als Chrischona Movement, die aus Gott herauskommt und von ihm bestimmt wird, oder wollen wir einfach unsere Kompetenzen und Visionen feiern

Markus Hauser, der erste Gemeindegründer der Chrischonabewegung in der Schweiz hat uns vordemonstriert, wie diese Gottesführung praktisch aussieht. Bevor die Erweckung in Mattwil ausbrach und er dort eine Gemeinde gründete, lernte er auf Gottes Führung zu warten und hat sich Gott vollkommen ausgeliefert. Er schreibt: «So verschlossen auch der Himmel zu sein schien, so trocken und dürre auch mein Herz blieb, hielt ich doch an mit Lesen und Flehen. ‘Werfet euer Vertrauen nicht weg, welches eine grosse Belohnung hat’». Später schreibt er dann: «Ich fühlte mich in Gott; so kindlich und einfältig wie jetzt konnte ich vorher nie mit ihm verkehren.»

Durch diese Zeiten der Hingabe an Gottes Führung wurde Markus Hauser offen und bereit für die Zukunft. Er lernte auf Gott zu hören und zu warten, bis er die Türen aufmacht. Später sagte er einmal, dass er nun in allen Entscheidungen Gottes Stimme verstehen könne und damit seine Aufgabe viel effizienter mache. Als er nach fruchtbaren Jahren in Frauenfeld einen neuen Weg suchte, wartete und betete er, bis Gott ihm eine Tür für nationale evangelistische Projekte öffnete. Es war Gott, der ihn in die Zukunft führte. Gott sagte zu ihm: «Geh hin, ich habe eine weite Tür für dich aufgetan; diene meinem Volk, wohin immer ich dich sende»

Die offenen Türen für Chrischona kommen aus dem Gebet und dem Hören auf Gott, der uns eben diese Türen aufmacht. Das Wort an die Gemeinde in Philadelphia ist unser Jahresvers:

Siehe, ich habe dir eine Tür geöffnet, die niemand verschliessen kann. Deine Kraft ist klein; doch du hast an dem, was ich gesagt habe, festgehalten und dich unerschrocken zu mir bekannt (Offb 3,8)

Lassen wir uns von ihm führen! Bitten wir ihn um offene Türen in der Schweiz, damit Jesus und seine unwiderstehliche Liebe und Gnade noch mehr Menschen erfasst! Innovative und mutige Christen werden von einem kreativen Gott geführt und geleitet. Wenn er Türen aufmacht, dann kann sie niemand zuschliessen.

Stefan Fuchser

Stefan Fuchser

Regionalleiter Romandie/Basel/Ticino und Leiter Gemeindepflanzungsteam

Stefan ist verheiratet mit Prisca und hat drei erwachsene Kinder. Er ist für die flächenmässig grösste Chrischona-Region zuständig und macht sich in unserem Team für Gemeindegründungen, Weiterbildung der Pastoren und die Mehrsprachigkeit unseres Movements stark.

Gottes Traum – Warum will Gott, dass Gemeinden gegründet werden?

Gottes Traum – Warum will Gott, dass Gemeinden gegründet werden?

Gottes Traum – Warum will Gott, dass Gemeinden gegründet werden?

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Gemeindegründung bedeutet in erster Linie, den Traum von Gott zu erfüllen. Gottes Sehnsucht ist es, ein Volk zu finden, eine Gruppe von Individuen in jedem Dorf, jeder Stadt, jeder Kultur und jeder ethnischen Gruppe, die bereit sind, sein Wohnort zu werden. Gott sehnt sich nach Menschen, durch die er seinen Willen tun kann, Menschen, die Licht und Salz sind in einer Welt, die von Dunkelheit und Verfall beherrscht wird.

Das ist der Grund, warum wir fragen sollten, wie wir bauen können und nicht, was wir bauen können. Es ist wichtig, wie wir sein Haus bauen. In den Epheser 3 bis 6 wird erklärt, wie das Leben im Haus Gottes gelebt werden soll: 

„…lebe ein Leben, das der Berufung würdig ist, die du erhalten hast. Seid vollkommen demütig und sanftmütig; seid geduldig und gehorcht einander in Liebe. Tut alles, um die Einheit des Geistes durch das Band des Friedens zu bewahren“ (4,1-3). Wir müssen „die Lüge verwerfen und ehrlich zu unserem Nächsten sprechen, denn wir sind alle Glieder eines Leibes“ (4,25). Dazu gehört auch die Art und Weise, wie wir reden: „Lasst kein unheilsames Gerede aus eurem Mund kommen, sondern nur das, was hilfreich ist, um andere nach ihren Bedürfnissen aufzubauen, damit es denen zugute kommt, die zuhören“ (4,29). Es geht darum, einander zu vergeben: „Seid freundlich und mitfühlend zueinander, vergibt euch gegenseitig, so wie in Christus Gott euch vergeben hat!“ (4:32). Wir müssen „auf dem Weg der Liebe wandeln, so wie Christus uns geliebt und sich für uns hingegeben hat“ (5,2). In allen Dingen müssen wir „die Wahrheit in der Liebe sprechen“ (4,15). 

Diese Verse sind ein praktischer Ausdruck seiner Herrlichkeit, die durch Menschen sichtbar wird, die in und durch ihre Gemeinschaft in „Gnade und Wahrheit“ leben.

Gemeindegründung bedeutet, Gottes Traum zu verwirklichen: dass an jedem geografischen Ort, in jeder Kultur und ethnischen Gruppe ein Volk wohnt, das danach strebt, nach dem zu leben, was er sagt. Auf diese Weise werden viel mehr neue Menschen glauben und Nachfolger werden, wenn sie sehen, „wie sie einander lieben“. Die Kraft des Wortes wird sichtbar, wenn Menschen es annehmen und ihr Leben davon beeinflussen lassen. 

Oivind Augland, frei übersetzt und ergänzt von Stefan Fuchser.

Stefan Fuchser

Stefan Fuchser

Regionalleiter Romandie/Basel/Ticino und Leiter Gemeindepflanzungsteam

Stefan ist verheiratet mit Prisca und hat drei erwachsene Kinder. Er ist für die flächenmässig grösste Chrischona-Region zuständig und macht sich in unserem Team für Gemeindegründungen, Weiterbildung der Pastoren und die Mehrsprachigkeit unseres Movements stark.