Krisenfest

von | 9. Mrz 2022 | Persönlich | 0 Kommentare

© ehmitrich

Es ist ernüchternd, wie schnell das Geschehen in der Ukraine das Dauerthema Corona verdrängt! Während zwei Jahren wurden wir täglich mit Fallzahlen und neuen Verordnungen konfrontiert. Wir haben laufend unser Leben neu eingerichtet, in den Kirchen nach Wegen für ein gemeinsames Miteinander gesucht, mit Freunden über Zertifikatspflicht und vermeintlichen Impfzwang gestritten. Long-Covid hat Vereinzelte knallhart getroffen und ihr Leben auf den Kopf gestellt. Andere haben sich aus Angst zurückgezogen. Freunde sind vermeintlich Fremde geworden.

Doch jetzt – seit dem 24. Februar – ein abrupter Krisenwechsel: Der russische Angriffskrieg eröffnet eine neue Dimension des Schreckens. Fast identisch wie Polen 1939 mit einem Lügenkonstrukt von Falschinformationen überfallen wurde, tut es Putin in der Ukraine. Damit so etwas nicht mehr geschehen sollte, wurde noch während dem Zweiten Weltkrieg 1942 die UNO gegründet, zu der auch Russland und China dazu kamen. In der Moskauer Deklaration wurde am 30. Oktober 1943 eine neue Friedensordnung verabschiedet. Und jetzt das! Heute! In unserer aufgeklärten Zeit!

Ich schiebe den Einkaufswagen durch die Gestelle. Meine Gedanken wirbeln durch eine weitsichtige Reserven- und Vorräteplanung. Meine Hände greifen nach Büchsenbohnen, Reis und Dörrtomaten. Ich spüre, wie eine leise Angst meinen Einkaufswagen füllt. Wohin wird sich das alles entwickeln? Wird das 2022 ein neues 1939?

Heute Morgen telefoniere ich mit einem Nachbar. Er ist 48 Jahre alt, verheiratet, hat drei Teenager-Mädchen. Seit drei Wochen weiss er um einen Leberkrebs mit Ablegern überall im Körper. Die Lebenserwartung beträgt vier bis sechs Wochen. Ich habe ihm angeboten, Zeit für ihn zu haben, wann und wofür immer er diese braucht. Ich frage ihn: «Wie kommst du mit dir selbst zurecht?» Mit ruhiger Stimme antwortet er: «Ich fühle mich mega beschützt! Ich habe noch nie nach dem Warum fragen müssen – weder mich selbst noch Gott oder die Menschen um mich!»

Seine Antwort bewegt mich zutiefst. Der starke Drang, das Warum in Krisen zu verstehen, wird uns keinen Frieden geben können. Unser Wissensdurst nach Hintergründen macht uns nicht krisenfester. In den Auseinandersetzungen mit den kontroversen Corona-Meinungen habe ich keinen Mehrwert gefunden. Die Folge war eher, dass sich einige in das Gedankenkonstrukt ihrer eigenen Wahrheit zurückzogen und andere zu Gegnern machten.

Letzthin haben wir im Leitungsteam von Chrischona Schweiz den Psalm 86 gebetet. Das Gebet ist eine Anleitung, wie wir krisenfest werden können. Ich lade Dich ein, diesen Psalm zu Deinem Gebet zu machen: «Neige, Herr, dein Ohr, erhöre mich, denn ich bin elend und arm. Bewahre mein Leben, denn ich gehöre dir!» David führt uns von uns selbst weg. Er ist so brutal im Elend, dass er sich schon als tot empfindet! Doch er schlägt sozusagen im «offenen Grab» nochmals die Augen auf und findet bei Gott Güte, Barmherzigkeit und sogar neue Freude. Der Psalm 86 ist eine tiefschürfende Anleitung, wie unser Herz von uns selbst und unseren Ängsten wegfinden kann. Bete Psalm 86 mit David, mit mir und weiteren Millionen Anderen! Die Nähe Gottes macht uns krisenfest.

Beat Ungricht

Beat Ungricht

Regionalleiter Zürich

Beat ist mit Bea verheiratet, die beiden haben drei Kinder und leben in Elsau, Winterthur. In der Region Zürich begleitet er 22 Gemeinden und brennt dafür, dass Jesus durch uns und unsere Gemeinde erlebbar wird. Er liebt es, zu vernetzen, beraten, nah und weit zu denken und mutig zu agieren.

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