Ein schrumpfendes Movement?

von | 8. Jul 2019 | Gemeindebau | 8 Kommentare

Weerapat Kiatdumrong © 123RF.com

„Chrischona Schweiz – Ein wachsendes Movement!“ Diesen Slogan haben wir uns vor einigen Jahren gegeben. Entsprechend müsste Chrischona Schweiz auf Expansionskurs sein, möchte man meinen. Ist dem so? Weit gefehlt! „Ein wachsendes Movement“ scheint kein empirischer Slogan zu sein. Im Gegenteil: In den letzten Jahren mussten wir Gemeinden schliessen. Klar, dem gegenüber stehen auch Gemeindegründungs-Projekte – und letztes Jahr durften wir eine neue Gemeinde bei uns aufnehmen. Aber davon, ein zahlenmässig wachsendes Movement zu sein, sind wir weit entfernt.

Warum bezeichnen wir uns so? Vielleicht weil wir hofften, mit diesem Slogan ein Szenario heraufzubeschwören? Nach dem Motto: „Wenn wir genug fest daran glauben, wird es vielleicht wahr?“ Ja, schön wär’s gewesen – und hätte ja auch sein können. Es war aber nicht unsere Motivation.

Vielleicht wollten wir uns hinter Besucherzahlen verstecken und sagen: Wir wachsen nicht, was die Anzahl Gemeinden betrifft, wohl aber im Blick auf die Gemeindebesucher? So à la: Auf den ersten Blick erkennt man es nicht, aber wenn man genauer hinschaut schon? Nein, auch hier können wir nicht dienen. Vielerorts wachsen unsere Gemeinden zwar leicht, aber nicht so, dass es einen solchen Slogan rechtfertigen würde. Und andere schrumpfen.

Warum machen wir das? Warum wählen wir einen Slogan, der scheinbar durch nichts zu rechtfertigen ist? Die Antwort drauf ist zweiteilig.

Der erste Aspekt ist nahe am bisher Geschriebenen: Wir pushen uns selber. Zu lange haben wir uns ausgeruht auf dem Errreichten und sind etwas träge geworden. In den letzten Jahren haben wir verschiedene Projekte gestartet, um neue Gemeinden zu gründen. Auch wenn es schon viele Gemeinden in der Schweiz gibt, hat es dennoch viele „weisse Flecken“. Hier setzen wir an. Unter einem weissen Fleck versteht man eine Region, in der sehr viele Einwohner auf sehr wenige Gottesdienstbesucher fallen. Sie sind nicht im Einzugsgebiet einer Freikirche. Hier packen wir an, zusammen mit anderen Freikirchen.

Der eigentliche Grund für unseren Slogan liegt aber anderorts, nämlich in der persönlichen Entwicklung jedes Einzelnen: Wir wollen ein Movement sein, dass inneres Wachstum ermöglicht. Ein wachsendes Movement – zuerst bei uns selbst. Wir wollen nicht stehen bleiben, sondern als Leitung, Pastorenschaft, Gemeindeleitungen und mit allen Gemeindebesucherinnen und -besuchern zusammen geistlich und geistig wachsen.

Es soll möglich sein und geschehen, dass Christen durch Chrischona-Gemeinden zu reifen Christen werden. Es soll möglich sein, dass unsere Kinder und Jugendlichen im Glauben erwachsen werden und eine bewusste Entscheidung für ein Leben mit Gott treffen können – und darin weiter wachsen. Es soll möglich sein, dass wir als ganzes Movement wachsen und reifen. Indem in jedem einzelnen Gottes Reich mehr und mehr Form annimmt und sichtbar wird, soll es durch Chrischona in der ganzen Schweiz spür- und erlebbar werden. Davon träumen wir, dafür leben wir, und darum sind wir ein „wachsendes Movement“.

Dass dabei auch unsere Gemeinden wachsen und mehr werden, das wünschen wir uns als schönen Nebeneffekt davon.

Was hältst du von unserem Slogan?

Josias Burgherr

Josias Burgherr

Leiter Young Generation und Kommunikation

Josias ist verheiratet, lebt im Aargau und hat zwei Kinder. Er fördert und unterstützt mit seinem Young Generation Team die Kinder-, Teenie- und Jugendarbeit in den Chrischona Gemeinden. Zudem schreibt und gestaltet er für Chrischona Schweiz.

 

8 Kommentare

  1. Lieber Josias

    Die Frage: „Was hälst du von unserem Slogan“, könnte ich ganz kurz mit: „Nichts“ beantworten. Dies aus folgenden Überlegungen:
    – Ein Slogan, der lange erklärt werden muss, bis der dahinter steckende Sinn erkenbar wird, ist kein guter Slogan.
    – Wachstum, darf nie das Ziel werden. Wachstum ist extrem wichtig! Wachstum ist Mittel zum Zweck, aber nie Selbstzweck. Wachstum ist Weg zum Ziel. Wir sollen wachsen, damit wir …. mündig werde, Frucht bringen… Wachstum kann Folge, Koppel- oder Nebenprodukt von einem Ziel sein, aber nie Ziel selbst.
    Das sind kurz meine Gedanken zu „unserem“ Slogan

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    • Lieber Christoph, vielen Dank für deine Gedanken! Beim zweiten Punkte möchte ich kurz reagieren, dass ein Slogan nicht das geistliche Hauptziel einer Organisation benennen muss. „Ein wachsendes Movement“ ist Weg zum Ziel, nicht das Ziel. Aus dem Wachstum heraus soll Neues entstehen dürfen. Danke für diese Unterscheidung, die du da benannt hast.

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  2. Persönlich finde ich den Slogan nicht passend, weil er zumindest zahlenmässig der Realität widerspricht. Und wie will man „inneres Wachstum“ messen? Ohne deine ausführliche Erklärung wird der Slogan, wenn man ihn einfach so liest, eben anders verstanden im Sinn, dass wir ein Movement sind, dass auch zahlenmässig wirklich wächst. Der Slogan müsste eigentlich heissen: „Ein Movement, dass wieder innerlich und äusserlich Wachsen will“ Das würde der Realität entsprechen und es freut mich auch, dass dies wirklich angestrebt wird.

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    • Danke für deine Gedanken Bernhard!

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    • Es gibt leider einen ungebrochenen Schrumpfungstrend bei der Anzahl Chrischona-Gemeinden: im Handbuch „Die Kirchen, Sondergruppen und religiösen Vereinigungen“ von Oswald Eggenberger (TVZ Verlag, 1978) ist von 200 „Versammlungen“ die Rede. 25 Jahre danach, 2003, beziffert Georg Otto Schmid im Buch „Kirchen, Sekten, Religionen“ die Chrischona-Gemeinden auf 101. Heute, 15 Jahre später, gibt es noch rund 90 Gemeinden. Zu beachten ist, dass auf der Chrischona-Website Gemeinden wie z.B. Rüti aufgeführt sind, die es nicht mehr gibt.

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      • Danke für die Recherche inklusive Quellenangaben. Vor zwei Monaten hat die Chrischona Rüti mit der FEG Rüti fusioniert. Danke für den Hinweis, wir haben die Gemeinde nun aus unserer Übersicht herausgenommen. Zur Spezifizierung noch: Die 200er-Angabe von 1978 bezieht sich auf den internationalen Verband, also inklusive bspw. Deutschland. Die Anzahl Gemeinden in der Schweiz wird vermutlich in einem ähnlichen Bereich gewesen sein wie 2003 oder heute.

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  3. Lieber Josias,

    Du schreibst, „zahlenmässiges Wachstum“ sei nicht eure Motivation gewesen. Auf der Website des Freikirchenverbands VFG, freikirchen.ch, liest man: „Chrischona Schweiz, ein wachsendes Movement. Das wird sichtbar durch Wachstum im Glauben und im zahlenmässigen Wachstum der Gemeinden“. Warum schreibt ihr das dort so?

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    • Im Beitrag sind beide Aspekte: Der Wunsch nach zahlenmässigem Wachstum und der Wunsch nach innerem Wachstum. Der Beitrag wiederspiegelt die Überzeugung, dass der Fokus auf dem inneren Wachstum liegen sollte. Daraus zu folgern, dass zahlenmässiges Wachstum nicht auch unser Ziel sei, würde ich als nicht ganz korrekt sehen. Wachstum im Glauben und zahlenmässiges Wachstum – beides ist unser Anspruch. Nur sollte eben beides gesucht werden, und beides in der angegebenen Reihenfolge: Zuerst das Wachstum im Glauben und daraus entstehend (hoffentlich) das Wachstum der Gemeinden.

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