Viva, der neue Imperativ?

Viva, der neue Imperativ?

Viva, der neue Imperativ?

© black.salmon

 «Viva Kirche» sagt, dass wir nicht als Institution bekannt sein wollen, sondern als ein lebendiger Organismus. «Viva» meint Leben, Fruchtbarkeit, Vermehrung und Multiplikation – Seit Beginn der Welt sind dies Gottes Absichten. Deshalb ist Viva auch eine geistliche Aussage: Wir sind die Ekklesia Viva, die Herausgerufene, die lebendig gemacht wurde.

Wir können mit Paulus sagen (Röm 6,13): «Ich gebe mich selbst Gott hin als einer, der tot waren und nun lebendig (Viva) gemacht wurde, und meine Glieder dienen Gott als Waffen der Gerechtigkeit.»

Weiter sagt Paulus in 1.Tim 3,15: (1.Tim 3,15): Wir sind «die Gemeinde des lebendigen Gottes». Gott ist der Lebendige (Viva). Dadurch ist die Gemeinde auch lebendig und «ein Pfeiler und eine Grundfeste der Wahrheit.» Auch schon der Psalmist in Psalm 71,20 hat erfahren, dass Gott es ist, der ihn aus dem lebensfremden Dreck herausholt: «Du lässest mich erfahren viel Angst und Not und machst mich wieder lebendig (Viva) und holst mich wieder herauf aus den Tiefen der Erde.»

Christsein, Kirche leben ist ein Auferstehen aus dem inneren Zerfall.  Genau so sagt Jesus am Beispiel des verlorenen Sohnes in Lukas 15,24: «Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig (Viva) geworden; er war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein.

Ja, eine Fröhlichkeit gehört zu diesem Viva, es ist der Auferstehungsglaube, der mitschwingt, der uns belebt. Wir sind nicht ein Viva Trinkclub, sondern eine Viva Lebenskirche, die sich am geschenkten Leben durch Christus und durch Gottes Geist erbaut und erfreut. Das ist der schöne Gegensatz. 

Wir wollen eine Viva Kirche der Hoffnung und Inspiration sein, wie der Hebräerbrief es sagt: dass das Wort Gottes lebendig (Viva) und kräftig in uns wirkt. Sein lebendiges Wort gibt uns Unterscheidungsvermögen, damit wir ein Leben mit Mehrwert leben dürfen.

Viva – das ist hoffentlich bald unser neuer Imperativ.

Stefan Fuchser

Stefan Fuchser

Regionalleiter Romandie/Basel/Ticino und Leiter Gemeindepflanzungsteam

Stefan ist verheiratet mit Prisca und hat drei erwachsene Kinder. Er ist für die flächenmässig grösste Chrischona-Region zuständig und macht sich in unserem Team für Gemeindegründungen, Weiterbildung der Pastoren und die Mehrsprachigkeit unseres Movements stark.

La Suisse existe – La Suisse n’existe pas

La Suisse existe – La Suisse n’existe pas

La Suisse existe – La Suisse n’existe pas

© michelangeloop

Ein Beitrag zum Namensfindungsprozess von Chrischona Schweiz.

2015 lancierte die Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften SAGW die Veranstaltungsreihe «La Suisse existe – La Suisse n’existe pas» mit dem Ziel, die verschiedenen Facetten der Schweiz zu präsentieren und den Reichtum der sprachlichen und kulturellen Vielfalt positiv darzustellen. So wurden 2016 Studien zur Wohlfahrt und zum Wohlbefinden in der vielfältigen Schweiz erstellt. 2017 entstanden Vortragsreihen zu Migration und Mobilität und 2018 wurde das schweizerische Kulturerbe untersucht.

Unser Land vereint auf sehr kleinem Raum eine unwahrscheinliche Vielfalt an Dialekten und Gebräuchen und verbindet germanische und lateinische Ursprünge, was in Europa fast einzigartig ist.

Diese sprachliche und kulturelle Besonderheit der Schweiz hat unsere Kirche herausgefordert. Durch die deutschsprachige Ausrichtung unseres Theologischen Seminars St.Chrischona in Basel haben sich die Chrischonakirchen nach der Erweckungszeit um die Jahrtausendwende des 19./20. Jahrhunderts vorerst im deutschsprachigen Raum in Europa ausgebreitet. Fast alle neugegründeten Gemeinden in der Westschweiz und in Frankreich und Südafrika waren deutschsprachige Ableger des zentralen Aussendungsortes St.Chrischona, sogenannte Diasporakirchen mit deutschem Chrischonalabel für Deutschsprachige in anderssprachigen Regionen.

Unterdessen hat allerdings das Evangelium von Jesus Christus die sprachlichen und kulturellen Grenzen überschritten, auch innerhalb von Chrischona. Alle Westschweizer Chrischonakirchen bieten französische Gottesdienste und Programme an, die Tessinergemeinden sind schon lange in italienischer Sprache unterwegs. Gottes prophetische Vision in Jesaia 56,7 einer suprakulturellen Gebetsgemeinschaft, die alle Menschen eint, ist eine erstaunliche und mutige Sicht der kommenden Realität des Reiches Gottes, fast eine Frechheit angesichts der damit verbundenen Herausforderungen, aber die Schweiz bietet sich geradezu an. Als Übungsfeld. 4 Sprachregion. Und Chrischona könnte bei dieser prophetischen Vision eine wichtige Rolle spielen. Unsere Vielfalt in der Schweiz ist politisch und gesellschaftliche zwar schwierig.  «La Suisse n’existe pas», sagte der Künstler Ben Vautier im Schweizer Pavillon an der Weltausstellung von 1992 in Sevilla, aber sie existiert eben doch. Es kommt ganz auf uns an. Christen von Chrischonakirchen könnten aufstehen und vordemonstrieren, wie Christus uns eint. Er ist das Zentrum und eint Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und Sprachen. Monokulturelle Kirche hat eine unerlöste Dimension.

Wie schön könnte es sein, wenn wir einen Schritt in diese Richtung gehen könnten. Chrischona Schweiz als interkulturelle Kirche mit grossem Respekt gegenüber anderen Sprachregionen. Ohne dumme Sprüche, aber mit viel Visionsvorschuss wie Paulus es in Epheser 2,17 verstanden hat: « Christus hat seine Friedensbotschaft allen gebracht: euch, die ihr fern von Gott lebtet und allen, die nahe bei ihm waren.»

Chrischona als Gottes Vorposten des Reiches Gottes in einer zerteilten Welt. Mit einem unverkrampften multilingualen Ansatz und ohne einseitige sprachliche Hoheit. Dazu müsste bestimmt auch der Name unserer Kirche angepasst werden, um die Einseitigkeit zu beseitigen. Ein Name der in allen Sprachregionen positive Assoziationen auslöst, könnte ein massiver Schritt in diese Richtung sein. «La Suisse existe.» Wenn ja, dann kommt es ganz auf uns alle an. Wenn wir es wollen und wir Gott um sein Hilfe bitten, dann wird es möglich sein. Schlussendlich entscheiden bei Chrischona immer die Delegierten aus den Regionen. Est-ce que La Suisse existe?

Stefan Fuchser

Stefan Fuchser

Regionalleiter Romandie/Basel/Ticino und Leiter Gemeindepflanzungsteam

Stefan ist verheiratet mit Prisca und hat drei erwachsene Kinder. Er ist für die flächenmässig grösste Chrischona-Region zuständig und macht sich in unserem Team für Gemeindegründungen, Weiterbildung der Pastoren und die Mehrsprachigkeit unseres Movements stark.

Der Chrischona-Turbo der 80er-Jahre

Der Chrischona-Turbo der 80er-Jahre

Der Chrischona-Turbo der 80er-Jahre

© aapsky – de.freepik.com

Fast jede christliche Gemeinde führt auf ihrer Webseite einen geschichtlichen Rückblick über ihre Entstehungszeit. Dabei stellt der aufmerksame Leser fest, dass viele Chrischonagemeinden entweder um die Jahrhundertwende in der Erweckungszeit zwischen 1890-1925 oder aber zwischen 1975-2000 entstanden sind. Meistens waren es weitsichtige, geistlich wache Pioniere, die eine Gemeinde vor Ort gegründet haben.

Die 80er Jahre waren ganz besonders innovativ und fruchtbar. Bestehende Gemeinden gründeten Ableger und Aussenstationen und versuchten den Segen ihrer Gemeinde zu multiplizieren.

Es war gang und gäbe, dass Pastoren neben ihrer Arbeit innerhalb der Gemeinde auch apostolisch tätig waren und Nachbardörfer oder Städte zu besuchten, um dort mutig neue Hauszellen zu gründen. Solche kleine Communities wurden teilweise jahrelang begleitet, bis sich später neue Gemeinden bildeten.

Dies waren Gründungen durch Ableger, Aussenstationen und Satelliten! Eine innovative Zeit! Hier ein kleiner Überblick, der aufzeigt, aus welchen Gemeinden eine evangelistische Arbeit initiiert wurde, die dann später zu einer Gemeindegründung führte und die heute als etablierte Gemeinde gilt. Bitte überlege dir beim Lesen, was passieren könnte, wenn wir heute wieder so bewusst unsere Begeisterung für Gott multiplizieren würden.

 

Neue Gemeinde Sendende Gemeinde
Rümlang Aussenstation von Buchs
Oberweningen Aussenstation von Buchs
Brunnadern Aussenstation von Wattwil
Nesslau Aussenstation von Ebnat Kappel
Pfyn/Felben Aussenstation von Frauenfeld u. Weinfleden
Steckborn Aussenstation von Stein am Rhein
Rüti Aussenstation von Gossau
Aadorf Aussenstation von Weingarten
Hinwil Aussenstation von Gossau
Dottikon Aussenstation von Lenzburg
Schinznach Aussenstation von Brugg
Sursee Aussenstation von Kirchleerau
Schöftland Aussenstation von Kirchleerau
Sierre Aussenstation von Sion
Saas Grund Aussenstation von Sierre
Giubiasco Aussenstation von Locarno
Ins Aussenstation von Neuchâtel
Oberdorf Aussenstation von Ziefen u. mission. Dienst
Arth und Brunnen aus Kontaktmission Innerschweiz mit Richard Stäheli
Frick Neugründung missionarischer Dienst
Mendrisio Neugründung missionarischer Dienst
Lugano Neugründung missionarischer Dienst
Schattdorf Neugründung missionarischer Dienst
Montreux Neugründung missionarischer Dienst

Dieser Gründerwille und innovative Geist der 80er Jahre kam aus einer starken Sehnsucht vieler Pastoren und der Leitung von Chrischona, die Schweiz noch mehr mit dem Evangelium zu erreichen. Ein Missionsteam rund um den Missionar und späteren Regionalleiter Richard Stäheli setzte drei Schwerpunkte:

  • Missionierung der katholischen Regionen in der Schweiz
  • Missionarische Ferienwochen
  • Schulung der Gemeinden zu missionarischem Lebe

Dieses Konzept wurde während rund 30 Jahren hartnäckig verfolgt und wir sehen heute die positiven Früchte dieser Strategie. Ein berührendes Beispiel dazu erzählte Fritz Rolli, pensionierter Pastor, in einem Interview zum 25-Jubliäum der Chrischona Gemeinde Frick. Er wollte die Strategie missionarischen Handelns einfach umsetzen. Treu und mit Leidenschaft. Er gründete 1986 einen Hauskreis in Frick als es noch keine Gemeinde gab. Auslöser war die Sorge um eine junge Frau, die gerade nach Frick geheiratet hatte. Sie hatte sich damals in Reinach frisch bekehrt und Fritz wollte sicherstellen, dass sie in ihrem Glauben im katholischen Gebiet gut betreut war. So ging er alle 14 Tage von Reinach AG nach Frick und begleitete eine kleine Hausgemeinde von 4 Personen. 1987 wurde dann die Gemeinde offiziell gegründet mit 11 Erwachsenen und 13 Kindern. Heute existiert in Frick ein wachsende mittelgrosse Chrischona Gemeinde. Es ist beeindruckend, wie dieser Mann einfach und mit Hingabe den Grundstein einer neuen Gemeinde gesetzt hat. Im Interview zum Jubiläum sagte Fritz Rolli:

«Ich war nicht so begabt in meinem Dienst im Allgemeinen, ich bin erstaunt, was aus diesem Hauskreis geworden ist – Gut, dass ich da drangeblieben bin und Gott mich so brauchen konnte.»

Das gemeinsame Anliegen Menschen zu Jesus zu führen und das ernsthafte Bestreben mit Gott für sein Reich zu leben und zu handeln, dies waren die Turbomotoren der achtziger Jahre.

Der damalige Inspektor Aeschlimann sagte dazu: «Weil nur in Jesus Christus das Heil ist, bemühen wir uns, unsere Mitmenschen mit Jesus bekannt zu machen».

Heute leben wir in anderen Zeiten und mit anderen Menschen, aber die Schweiz braucht wieder neue Gemeinden und neue Formen von Gemeinden. Was aber auffällt, ist der Community Aspekt. Er ist immer noch da. Damals wie heute finden Menschen durch kleine authentische Gruppen Zugang zum Glauben. Im Kreis dynamischer leidenschaftlicher Christen, die sich durch Jesus verbunden wissen, entsteht ein Momentum der Hingabe. Im Wohnzimmer und im Garten ist es einfach, offen zu reden und zu beten, zu singen und sich einander anzuvertrauen. Jesus ist mitten unter uns, besonders wenn wir ihn zusammen anrufen. Jesus, sein Geist und seine Kraft sind unsere grösste Hoffnung. Was gibt es Besseres als immer mehr Menschen in diese Gemeinschaft hineinzubringen. Er wird uns in alle Ewigkeit begleiten.

Stefan Fuchser

Stefan Fuchser

Regionalleiter Romandie/Basel/Ticino und Leiter Gemeindepflanzungsteam

Stefan ist verheiratet mit Prisca und hat drei erwachsene Kinder. Er ist für die flächenmässig grösste Chrischona-Region zuständig und macht sich in unserem Team für Gemeindegründungen, Weiterbildung der Pastoren und die Mehrsprachigkeit unseres Movements stark.

Sehnsucht nach Einfachheit und Klarheit

Sehnsucht nach Einfachheit und Klarheit

Sehnsucht nach Einfachheit und Klarheit

© naypong – de.freepik.com

Mitten in diesen unsicheren Tagen steigt die Sehnsucht nach klaren und einfachen Lösungen, die uns Antworten auf ungelöste Fragen geben können. Die Spannung nicht zu wissen, was übermorgen passiert oder die Angst zwischen den Fronten stecken zu bleiben, hat manchen von uns schon etwas (un)ruhig gemacht.

Die Spannung der grossen ethisch-moralischen Herausforderungen in unserem Land und die Komplexität der aktuellen weltpolitischen Lage hat die unangenehme Nebenwirkung, dass der eine oder andere unter uns sich zurückzieht oder nach Predigten, Personen oder Leitern sucht, die schnell eine einfache Antwort auf schwierige Fragen geben. Und es ist verständlich. Für jeden von uns, besonders auch für Christen. Die Herausforderungen sind vielfältig. Wie sollen wir uns zum Beispiel in die aktuelle Diskussion rund um Rassismus (BLM) einbringen? Eigentlich ist die Kirche ja der Ort, wo alle Menschen aller Nationen Gott anbeten können und sich durch Christus verbunden wissen (Jesaja 56,7). Unsere Kirchen sollten hier ein Beispiel gelebter Interkulturalität sein. Doch wenn wir uns dann noch mutig mitten auf die Strasse zu Menschen hinstellen, die gegen Rassismus kämpfen, stehen wir plötzlich mit radikalen extremen Kräften dort, die andere staatsfeindliche Ziele verfolgen. Was ist nun unser Auftrag? Ähnlich kompliziert wird es bei der Diskussion rund um die Ehe für alle. Wollen wir als Christen unsere Meinung ausdrücken, weil wir ja in einem Land mit freier Meinungsäusserung leben, merken wir sehr schnell, dass es Kräfte in diesem Land gibt, die biblische Werte nicht nur nicht hören wollen, sondern aktiv mit Drohungen bekämpfen. Also halten wir uns aus der Diskussion raus und lassen die Experten sprechen. Ist das die Lösung? Dann kommt da noch die Wiedereinführung der Gottesdienste mit den diversen Schutzkonzepten, welche sich dauernd ändern. War es nicht schön, als wir zuhause im Pyjama ein schönes Sonntagsprogramm angeboten bekamen? Warum sollen wir wieder in die Gemeinde gehen?

Wenn Lebenssituationen schwieriger und Fragestellungen komplexer werden, wenn wir unsicher werden, wenn wir aus der Komfortzone herauskommen, passieren eigentlich genau die wichtigen Dinge, die zeigen, was tief in uns steckt.

Mögliche Reaktionen, die ich gelegentlich beobachte, die aber nicht weiterhelfen sind:  

  • Vereinfachungen: einfache Erklärungen suchen, wie z.B. „das sind die Wehen der Endzeit“ oder „wir müssen uns zurückziehen“ oder „wir müssen radikaler evangelisieren“
  • Theorien: theologische oder konspirative Theorien entwickeln, um alle Phänomene dieser zu Zeit zu interpretieren und in der Gemeinde damit noch mehr Verwirrung stiften.
  • Angst: erstarren vor Angst und Schrecken. Nicht mehr wagen zu eigenen Überzeugungen zu stehen.  

Jesus gibt uns einen ganz anderen Hinweis, wie wir in bedrohlichen Zeiten agieren sollen. Er sagt in Lukas 21,28: Wenn sich dies alles zu erfüllen beginnt, dann seid zuversichtlich mit festem Blick und erhobenem Haupt! Diese prophetische Aussage von Jesus zeigt die enorme Kraft christlichen Glaubens in schweren Zeiten. Zuversicht, fester Blick, erhobenes Haupt! Warum? Weil er der Erlöser unseres Lebens und der Erbauer und Bräutigam seiner Gemeinde ist, die er zu sich ruft. Von wegen Rückzug und Angst, sondern Aufbruch und Mut, denn unser Schöpfer und Erlöser ist näher als wir denken. Ich fordere die Christen auf, nicht nur zu reagieren, sondern zu agieren, weil wir nichts zu verlieren haben, sondern nur zu gewinnen. Wir agieren in der Kraft des Heiligen Geistes:

  • Mit Hoffnung und Einsatz für die Gemeinde Gottes: Wir setzen jetzt erst recht alles ein, damit die Gottesdienste, die Anbetungszeiten, die Kleingruppen in unseren Gemeinden wieder voll in Fahrt kommen, nach der Corona Krise, weil es nicht unsere, sondern Gottes Kirche ist.
  • Einmischen: Wir denken mit und zeigen dieser Welt, dass unser Herr auch intelligente Antworten auf komplexe Fragen hat, weil er der Schöpfer ist und schöpferische Idee und Lösungen kennt.
  • Konstruktiv: Mithelfen und Mitbeten, ganz praktische Hilfe anbieten, in der Nachbarschaft und in der Gemeinde Hand anlegen, so wie es unsere pietistischen Väter machen würden, denn wir stehen auf ihren Schultern. Anstelle von Kritik- und Wutkultur, besser lösungsorientierte Aufbaukultur, denn nur miteinander entwickeln wir in dieser Welt Gottes Reich.

Genauso ist Gottes Wort: Es bleibt nicht ohne Wirkung, sondern erreicht, was es will. Und führt das aus, was ich ihm aufgetragen habe. Jesaja 55,11

Stefan Fuchser

Stefan Fuchser

Regionalleiter Romandie/Basel/Ticino und Leiter Gemeindepflanzungsteam

Stefan ist verheiratet mit Prisca und hat drei erwachsene Kinder. Er ist für die flächenmässig grösste Chrischona-Region zuständig und macht sich in unserem Team für Gemeindegründungen, Weiterbildung der Pastoren und die Mehrsprachigkeit unseres Movements stark.

Carl-Heinrich Rappard

Carl-Heinrich Rappard

Carl-Heinrich Rappard

Zukunft braucht Herkunft. Im Rahmen einer Serie setzen wir uns daher mit unseren Wurzeln auseinander. Wir beleuchten Persönlichkeiten und Umstände, die für unsere Gründerzeit prägend waren. Teil 3 widmet sich dem zweiten Leiter der Pilgermission.

Innert 37 Jahren war Carl-Heinrich Rappard mitbeteiligt an über 60 Gemeindegründungen. Der damalige Leiter des Chrischona-Werks hatte 1869 den ersten Missionar in die Schweiz ausgesandt. Wenige Wochen vor seinem Tod eröffnete Rappard im Thurgau das 62. Vereinshaus. Damit ist Carl-Heinrich Rappard der geistliche Vater unseres Movements.

Angefangen hat diese explosionsartige Gemeindegründungsbewegung gegen Ende des 19. Jahrhunderts, durch eine tiefe Krise im Leben einiger christlichen Leiter. Rappard war damals Leiter der Pilgermission und einer derjenigen, der an der Oberflächlichkeit der Christen litt. Die Sehnsucht nach neuer voller Hingabe und Ausrüstung mit dem Heiligen Geist prägten sein Leben. Er schrieb damals (Rappard Dora 1910:29):

«Herr lass uns Leute werden, wie es die ersten Diakone waren: Männer voll Glaubens und Heiligen Geistes.»

Rappard war ein sehnsüchtiger Mann, der den Segen Gottes suchte, der bereit war, alles zu tun, damit Gott wirken kann. Und er litt darunter, wenn Menschen im Glauben unentschlossen und lau waren. Er betete regelmässig kniend vor Gott und bat um das Wirken des Heiligen Geistes.

1874 nahm er mit seinem Schwager an der Erweckungskonferenz in Oxford teil, an welcher 3000 Teilnehmer innere Erneuerung suchten. Obschon die meisten dort bereits engagierte Christen waren, hatten sie ein inneres Verlangen nach mehr Freude an Gott und nach mehr Verwirklichung des Reiches Gottes.

Nach einer intensiven Konferenzzeit der Hingabe und der Busse erlebte Rappard während einer Nacht ein neues Aufatmen in der Gegenwart Gottes. Er schreibt (Rappard 1875:9):

«Ich muss es freudig bezeugen, dass ich einmal auf meinem Lager während mehrerer Stunden der Nacht nichts anderes tun konnte, als den süssen Vaternamen in meinem Herzen zu bewegen. ⦋…] Ein seit der ersten Liebe schmerzlich vermisster oder auch wohl noch nie gekannter Friede mit einem freudigen Gefühl der Nähe eines versöhnten Gottes erfüllte die Herzen.»

Für viele Teilnehmer war diese Begegnung mit Gottes Gnade und Liebe eine Antwort auf die Suche nach einer inneren Erneuerung durch Gottes Geist. Rappard schreibt später darüber in der Schrift «des Christen Glaubensweg» (1875:11/Bd1):

«Das auf den Altar gelegte, lebendige Opfer empfängt das Feuer von Gott.»

Reich mit diesen wertvollen Erkenntnissen reiste Rappard zurück in die Schweiz, wo er auf St. Chrischona ähnliche Erweckungsveranstaltungen durchführte, die ebenso zu neuer Hingabe und Erweckung unter den Studenten führte.

Rappards Berichte über seine Erfahrungen öffneten überall in der Schweiz die Türen. Eine geistliche Erweckung begann viele Menschen zu erfassen, sowohl Christen wie Nichtchristen. Rappard war einer der ersten, der in Basel Evangelisationsveranstaltungen einführte. Er wollte möglichst viele Menschen zu einer Begegnung mit der Kraft und Gegenwart Gottes einladen. 1875 mietete er ein altes Zirkuszelt für ein paar Tage zum Thema «Helle Wochen», um dort mit O. Stockmeyer, E. Schrenk, A. Vischer und J.J. Riggenbach zu evangelisieren. Rappard sagt später zu seiner Frau, dass Menschen zu Jesus rufen «meine Lust» ist (D. Rappard 1919:41). Er führte tatsächlich viele Menschen zu einem lebendigen Glauben und begann eine intensive Reisetätigkeit als Evangelist in der Schweiz und in ganz Europa.

Die Motivation für seine Berufung fasst er folgendermassen zusammen (1877:222/Bd3):

«Der versöhnten Seele zu bezeugen, wie sie in Wahrheit durch völlige Übergabe und völligem Glauben bis zu dem persönlichen Jesus hindurchdringen solle, um dann an dieser Quelle aller Segnungen und aller Heiligung zu bleiben, auch mitten in der Unruhe des irdischen Lebens.»

Diese Erneuerungsbewegung verbunden mit evangelistischen Aktivitäten in der ganzen Schweiz brachte einen geistlichen Aufbruch. Nicht nur Rappard, auch andere Leiter und Pastoren erlebten eine Erweckung und erzählten davon. Die Hingabe, die Neuausrüstung mit dem Heiligen Geist war der Anfangspunkt einer flächenartigen Erweckung in der Schweiz. Viele Gemeinden wurden gegründet. Chrischona Gemeinden entstanden zuerst im Thurgau, dann in der Westschweiz und im Aargau.

Ich habe mich gefragt, warum gerade zu dieser Zeit eine solche Erweckung Fuss fassen konnte. C.H. Rappard gibt uns dazu einen entscheidenden Hinweis, der das Empfinden der damaligen Zeit widerspiegelt. Er schreibt über seine erste Zeit im Dienst für Gott, noch bevor er in Oxford die innere Erneuerung erlebt hat (CGW 1875:4/Bd1):

«Ich bin überzeugt, dass Tausende von gläubigen Christen mich verstehen werden, wenn ich sage, dass ich seit meiner Bekehrung zum Herrn und einer zehnjährigen Arbeitszeit als Zeuge des Evangeliums, oft schmerzlich den Mangel an innerer Heiligung vermisste.»

Warum wohl? Pietisten waren eifrige Leute, Umsetzer der biblischen Wahrheiten, Bibelkenner, die ihren Glauben praktisch umsetzten, aber ihre «Arbeit für den Herrn» liess der Innerlichkeit zu wenig Platz. Auf dem aktivistischen Boden des Pietismus wirkte die Entdeckung der Liebe von Jesus und der Gegenwart des Heiligen Geistes wie frische Luft für die müden Arbeiter. Ein Aufatmen ging durch die Reihen, vor allem deshalb, weil nicht nur Christus wortreich in den Mittelpunkt gestellt wurde, sondern seine Kraft und seine Gegenwart die müden Herzen tatsächlich berührte und erneuerte.

So ist es! Das Chrischona Movement in der Schweiz wurde durch begeisterte Anhänger von Jesus und das Wirken des Heiligen Geistes gegründet. Wir sind entstanden aus einer Jesusbegegnung und einer Geist Gottes Bewegung! Was heisst das für heute?

Stefan Fuchser

Stefan Fuchser

Regionalleiter Romandie/Basel/Ticino und Leiter Gemeindepflanzungsteam

Stefan ist verheiratet mit Prisca und hat drei erwachsene Kinder. Er ist für die flächenmässig grösste Chrischona-Region zuständig und macht sich in unserem Team für Gemeindegründungen, Weiterbildung der Pastoren und die Mehrsprachigkeit unseres Movements stark.