Füsse waschen statt Köpfe

von | 21. Sep 2021 | Gesellschaft | 1 Kommentar

© goffkein

Petrus sagte zu Jesus: «Wasch mir den Kopf!» (Joh 13,9). Als Messias und Rabbi hätte Jesus allen Grund und alles Recht gehabt, dies zu tun. Stattdessen sagte Jesus zu Petrus: «Ich wasche dir die Füsse. Nur so kannst du Gemeinschaft mit mir haben.» (Joh 13,8.10).

Jesus entschied sich, an Petrus und allen Jüngern den demütigen Dienst des niedrigsten Dieners zu tun und ihm die Füsse zu waschen. – Jesus krönt seinen Jüngern den Kopf und wäscht ihnen die Füsse.

Dann sagte er zu seinen Jüngern: «Ihr nennt mich Rabbi und Herr und sagt es mit Recht, denn ich bin’s auch. Wenn nun ich, euer Herr und Rabbi, euch die Füsse gewaschen habe, so sollt auch ihr euch untereinander die Füsse waschen.» (Joh 13,13-14)

Im Moment habe ich zum Beispiel im Umgang mit Covid und Covid-Impfung den Eindruck, dass Christen motivierter sind, einander die Köpfe zu waschen, als die Füsse. Das ist ein Fehler. Es birgt die Gefahr, dass wir einander beim Köpfewaschen die gottgegebenen Kronen antasten, was uns nicht zusteht. Unsere Köpfe und Kronen sollten uns heilig sein. Es ist gut, wenn wir unsere Kronen immer wieder demütig vor Gott ablegen (vgl. Off 4,10). Uns gegenseitig die Kronen vom Kopf zu schlagen, geht jedoch nicht.

Jesus wäscht uns nicht den Kopf, sondern krönt ihn. Reden und handeln wir gemäss dieser königlichen Würde. Dazu gehört sicher auch, dass wir füreinander und für unsere Gesellschaft und Verantwortlichen in der Regierung beten und sie segnen (vgl. dazu drastisch Lk 6,28; Mt 5,46-47). Und wenn Jesus, unser König seinen Jüngern die Füsse wusch, dann ist es Ausdruck auch unserer königlichen Würde, dass wir einander in Demut begegnen (vgl. Phil 2,3-4) und Schwieriges und Fehlbares mit einer gewissen Demut ansprechen (vgl. Gal 6,1-2).

Nochmals zur Covid-Situation. Vor einigen Tagen postete ich auf Facebook:

«Diesen Satz sollten wir alle einüben: ‘Sorry, ich habe mich bezüglich Covid geirrt.’ – In 10 Jahren wird klar sein, dass mindestens eine der heute zum Teil vehement vertretenen Überzeugungen zu Covid und der Impfung falsch ist, vielleicht auch diejenige, zu der ich neige. Wir sollten uns heute ALLE so verhalten, dass wir obigen Satz ohne grosse Hemmungen sagen könnten. Mit demselben Verhalten würden auch Freundschaften und kollegiale Beziehungen die Covid-Zeit eher überstehen.»

Dieser Post war kein Plädoyer dafür, keine Meinung zu haben. Wir sollen uns eine Meinung bilden und dürfen sie auch engagiert vertreten. Dieser Post war eine Einladung, mit einer gewissen Demut zu agieren, wie Jesus es uns mit der Fusswaschung vorlebte. Wir müssten ja notfalls noch zurückrudern können. Und unsere Gemeinschaft soll die Covid-Zeit überleben können.

Wir sollen einander die Füsse waschen, nicht die Köpfe. Nur so können wir Gemeinschaft miteinander haben.

Christian Haslebacher

Christian Haslebacher

Regionalleiter Ostschweiz und Vorsitzender

Christian ist verheiratet mit Annette, hat drei Kinder und lebt im Thurgau. Er ist neben seinem Job als Regionalleiter auch Vorsitzender des Leitungsteam von Chrischona Schweiz. Er liebt gute Diskussionen.

1 Kommentar

  1. Hoi Christian, ja, das ist so, dass die Liebe untereinander stark abgenommen hat.Es ist alles voraus gesagt, das es so kommen muss. wir müssen die Augen offen halten, aber die Liebe zu seinem Nächsten nicht verlieren. Das wichtigste ist immer noch das Evangelium.
    Es ist schwierig die eigene Meinung ( Überwachung ) kund zu tun und dann bei den zum Teil heftigen Kommentaren die Liebe Gottes weiter zu geben. Ich glaube die Situation ist gleich wie bei Jona; wir dürfen nicht schweigen, aber Gott vertrauen, das er es richtig machen wird, auch wenn wir es uns anders vorgestellt haben. Aber dadurch Menschen zum Glauben kommen

    Antworten

Antworten auf Hansruedi Maag Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert